Pia Mayrwöger ist tot.
Der OÖKunstverein trauert um sie.
Sie wurde von der Linzer Kunstszene geschätzt, geliebt und vielleicht auch manchmal ein wenig beneidet; persönlich gab sie dazu jedoch nie Anlass, denn sie war immer offen und solidarisch. Sie arbeitete konzentriert, fokussiert und erfolgreich für ihr Leben als freischaffende Künstlerin.
Erst vor vier Jahren hatte Mayrwöger ihr Studium an der Kunstuniversität Linz abgeschlossen. Trotzdem hatte sie bereits als erfolgreiche Künstlerin einen Namen. Für ihre konsequente Arbeit hatte sie in dichter Reihenfolge zahlreiche Stipendien und Preise von der Kunstuniversität Linz, der Stadt Linz, den Bundesministerien und der Arbeiterkammer erhalten. Ihre Videoarbeiten wurden bei Festivals präsentiert; bei Crossing Europe ebenso wie in Riga und Rotterdam. Sie engagierte sich in regionalen Kulturinitiativen wie etwa dem Kulturverein Tribüne, der Kunsthalle Linz und ganz besonders im Schlot in Linz.
Ihre konzeptionelle Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich Alltäglichem – der menschlichen Arbeit und den ihr zugeordneten Maschinen, die sie performativ, immer überraschend, vielfach konnotierbar und kritisch-ästhetisch in Szene setzte, – kennzeichnete ihr Werk.
Für eine Ausstellung in Lindabrunn machte sie den Baumaschinenführerschein. Der Bagger „CAT 302.4D“ gräbt sich, in einer 14 Stunden und 21 Minuten andauernden Aktion, selbst eine Grube bis er in dieser – samt seiner Künstlerin – verschwindet.
In der Ausstellung vom blauen Montag im OÖKunstverein präsentierte sie acht Akku-Schlagbohrschrauber „GSR18V-55“, die sich durch Abwesenheit arbeitender Menschen – in der Wand gefangen – um die eigene Achse drehen. Durch eine einfache Manipulation wird die Funktion des Werkzeuges umgekehrt. Die Maschinen mutieren zum Kunstobjekt.
Beim Festival der Regionen 23 präsentierte sie ein riesiges Baugerüst im Nirgendwo, entkoppelt von jeglichem Bauvorhaben. Das funktionslose Gerüst scheint zum Teil umgestürzt zu sein. Die imposante und gleichermaßen fragile Konstruktion neigt sich an einem Ende, bis sie flach auf dem Boden aufliegt.
In ihrer letzten Präsentation während des Steirischen Herbst 2024 im Kunsthaus Graz war sie bei der Ausstellung Arbeit zwischen Sinnstiftung und Entgrenzung mit ihrem Objekt Mischmaschine zentral vertreten, welches auch in den Rezensionen von kunstforuminternational und Standard entsprechende Würdigung erfuhr. Sie zeigte einen Betonmischer, der vom selbst erzeugtem, erstarrten Beton zum Stillstand gebracht wird. Es bleibt eine Skulptur, die sich selbst hervorgebracht hat.
Die Maschinen von Pia Mayrwöger werkeln sinnentleert vor sich hin und die arbeitenden Menschen werden als abwesende Leerstelle imaginiert. Die Künstlerin hinterfragt mit ihren kinetischen und gleichzeitig erstarrten Objekten unsere Produktionsprozesse und Arbeitsverhältnisse und zielt damit ins Zentrum unseres gesellschaftlichen Betriebssystems.
Pia ist viel zu früh gegangen.
Ihre künstlerische Arbeit jedoch wird noch lange bestehen.